Wenn du an deine Mutter denkst – welches Bild oder welche typische Szene kommt dir als erstes in den Kopf? Was hast du von deiner Mutter übernommen und wo sagst du ganz bewusst: „Das mache ich anders als es meine Mutter mit mir gemacht hat!“?
Alfred Adler sagt, dass das Kind ist von Anfang an ein soziales Wesen. Und die Mutter ist die erste große Beziehung, in der ein Kind erlebt:
Kann ich vertrauen?
Bin ich willkommen?
Gehört die Welt mir auch ein Stück?
Bin ich gut so wie ich bin?
Alfred Adler hat schon früh vor zwei Extremen gewarnt hat: die verwöhnende Mutter und die vernachlässigende Mutter. Bei der Verwöhnung wird dem Kind jeder Stein aus dem Weg geräumt. Klingt ja erstmal nett, aber das Kind lernt so nicht, mit eigenen Kräften durchs Leben zu gehen. Ganz im Gegenteil. Es erlebt eine Entmutigung. Auf der anderen Seite steht die Vernachlässigung – da fehlt dem Kind das Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit. Beides kann im späteren Leben Spuren hinterlassen.
Und dann gibt’s noch die überängstliche Mutter – die dem Kind dauernd vermittelt: „Pass auf, die Welt ist gefährlich!“. Da ist es schwer, Mut und Selbstvertrauen zu entwickeln.
Das Gegenstück dazu – und da wird’s richtig schön – ist die ermutigende Mutter. Sie muss nicht perfekt sein, sie muss auch nicht alles richtig machen. Sie darf Fehler haben. Aber sie traut ihrem Kind etwas zu, sie begleitet, sie stärkt. Und sie gibt ihrem Kind das Gefühl: „Du kannst.“, „Du bist wertvoll“, „Du bist Teil von etwas Größerem.“, „So wie du bist, bist du gut genug.“
Das ist eigentlich der Kern: Die Mutter legt den Grundstein für Mut, Vertrauen und Gemeinschaftsgefühl – und das prägt uns ein Leben lang.
Unsere frühen Erfahrungen mit der Mutter prägen den Lebensstil. Und zwar, wie wir Nähe und Bindung erleben und wie wir mit Autorität, Fürsorge oder Abhängigkeit umgehen.
In der Beratung taucht „die Mutter“ oft als innere Stimme oder Maßstab auf, mit dem sich Klient:innen noch als Erwachsene auseinandersetzen (dürfen).
In der Individualpsychologie ist die Mutter die erste Ermutigerin. Sie legt den Grundstein dafür, ob das Kind Vertrauen, Mut und Gemeinschaftsgefühl entwickelt – oder ob es durch Verwöhnung, Angst oder Vernachlässigung Schwierigkeiten im sozialen Leben und in der Beziehung zu anderen hat.
Auch wenn die Mutter oft die erste Bezugsperson ist – ihre Rolle kann ebenso von anderen verlässlichen und konstanten Bindungspersonen übernommen werden, wie z.B. eine Pflege- oder Adoptivmutter oder der Vater usw.